Bürger für das Quartier Meyerinckplatz e.V.

Brief an Herrn Prof. Rehn (Geschäftsführer Alnatura) vom 02.09.2013

Sehr geehrter Herr Professor Rehn,

wir kommen auf unser Treffen am 11.8. zurück.

Herr Winkler hat uns eine Woche später eine Art Zusammenfassung aus seiner (Ihrer?) Sicht geschickt. Daraus geht hervor, dass die grundsätzliche Problematik, wie wir sie sehen, nicht enthalten war. Wir haben daraufhin ein Protokoll erstellt, welches Sie im Anhang finden. Die zwei vorläufigen Pläne, die wir am 11.8. gemeinsam angeschaut hatten, trafen am 29.8. ein, 2,5 Wochen später.

Wir haben im Verein über alles berichtet und uns beraten.

Die Situation stellt sich nach wie vor, wie auch am 11.8 wiederholt(!) angesprochen,  schwierig und ungelöst dar.

Wir haben in den Gesprächen mit Ihnen am 6.2., am 7.6. und am 11.8 keinen konkreten Lösungsvorschlag erhalten, wie Sie bei Ansiedelung eines Supermarktes dieser Größe die nicht erträglichen Folgen für den Verkehr und die Lebensqualität auf mehreren Ebenen in den Griff bekommen wollen.

Das reine Wohnquartier am Meyerinckplatz, welches bereits jetzt verkehrstechnisch überlastet  ist, kann den Betrieb eines derart überdimensionierten Supermarktes, der mit erheblichem Liefer- und Kundenverkehr verbunden ist, nicht verkraften.  

Die Parkraumauslastung liegt schon jetzt bei 100%, der aufgrund eines Supermarkts entstehende zusätzliche Parkplatzsuchverkehr stellt, wie bereits mehrfach mit Ihnen erörtert, für die Anwohner und Kleingewerbetreibenden rund um den Platz eine übermäßige Belastung auf mehreren Ebenen dar. 

Der zu erwartende Lieferverkehr wird die verkehrliche Situation vor Ort weiter zuspitzen. Die von Ihnen geplante Ladezone ist nicht geeignet, dies zu verhindern. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Ladezone aufgrund der Parkplatznot regelmäßig durch widerrechtlich parkende Fahrzeuge für die Lieferfahrzeuge nicht nutzbar sein wird. Dies trifft, wie dem Bezirksamt bekannt, auch für andere Ladezonen im Bezirk zu.  Aufgrund der unübersichtlichen Verkehrssituation durch eine Ladezone ist im Bezirk Charlottenburg nicht weit von uns entfernt Anfang diesen Jahres ein Fußgänger tödlich verunfallt. Auch die von Ihnen vorgesehene Ladezone wird, wenn sie so eingerichtet wird, wie derzeit geplant, eine ständig wiederkehrende akute Gefahrensituation für die aus der Gegenrichtung der Einbahnstraße kommenden Fahrradfahrer darstellen. 

Des Weiteren ist durch die Ladezone, so wie sie derzeit geplant ist, mit zusätzlichen unzumutbaren Lärmbelästigungen zu rechnen, da die aus den LKWs entladenen Rollis über fast dreißig Meter vom Lkw zum Lieferanteneingang über den Gehweg gerollt werden müssen. Hiermit sind auch unnötige Belästigungen für Fußgänger verbunden, die den Gehweg aufgrund der Anlieferungen nicht uneingeschränkt nutzen können. 

Wir  haben bei unserem letzten Treffen  alles daran gesetzt, Möglichkeiten einer verträglichen Ladenplanung durchzuspielen.  Aber die Vorrausetzung hierfür war und ist, dass Sie von einem Supermarkt mit umfangreichem Lebensmittelsortiment Abstand nehmen. Die damit verbundene hohe Zahl von Anlieferungen (34) in der Woche und der erhebliche Kundenverkehr sind das Kernproblem der zusätzlichen Belastungen. Am 6.2. waren Ihre eigenen Worte , dass Sie nicht dahin kommen, wo die Kunden Sie nicht wünschen.

Solange sich daran nicht substantiell etwas ändert, sehen wir uns nicht im Stande, an der Gestaltung oder an Dekorationsmaßnahmen innerhalb und an der Fassade einer Lebensmittel-Supermarktfläche mitzuwirken. 

Wir wiederholen uns mit den Vorschlägen, ein anderes Sortiment wie Wein, Drogerie, Café, Textil zu überlegen, bzw. dann doch an Untermieter zu denken.

Wir empfinden es als nicht nachvollziehbar, dass ein Unternehmen wie Alnatura, das sich für nachhaltiges ökologisches Wirtschaften einsetzt, bei seiner Unternehmensexpansion nicht auch die verschiedenen Faktoren der Verträglichkeit an den neuen Standorten berücksichtigt. 

Wir waren am 7.6. voneinander geschieden in dem Einvernehmen, dass Sie sich für den Erhalt des zu dem Zeitpunkt noch vorhandene Rest des historisch wertvollen Kinosaales (Decke und Teil der Wände) bei Herrn Karolinski bemühen wollten. Dass nun in den letzten Wochen alles komplett zerstört wurde, ist eine Katastrophe.

Ob es ein realistischer Plan ist, den Kinosaal zu restaurieren, vermögen wir nicht zu beurteilen. In diesem Punkt helfen wir Ihnen gern mit den historischen Aufnahmen, die es noch gibt. Bitte nehmen Sie dazu Kontakt mit dem Kunsthistoriker Herrn Dr. Andreas Butter auf, der mit einem Kollegen das Denkmalschutzgutachten erstellte.

andreas_go@hotmail.com.

Er wird für ein angemessenes Honorar die Scans und Fotos heraussuchen und Ihnen zur Verfügung stellen. Er ist bereits informiert.

Bitte teilen Sie uns mit, wie es nun weitergehen soll.

Wir haben erfahren, dass die Baustelle ab Mitte September von Ihnen übernommen wird. Wann gedenken Sie zu eröffnen? 

Was schlagen Sie als nächste Schritte vor?

Mit besten Grüßen

für den Verein Bürger für das Quartier Meyerinckplatz e.V.

Beate Jensen

Marie M. Warburg

Ursula Keller

Andrea Gräfin von Bernstorff

Arno Meyer zu Küingdorf

Prof. Dr. Peter Raue